„Barockmusik als Lebensphilosophie“
Obwohl der Mittwoch eigentlich den Orgelkonzerten gewidmet ist, wurde das zahlreich erschienene Publikum regelrecht überwältigt von dem Alte-Musik-Abend, an dem Claire Genewein (Traversflöte, Schweiz), Ilse L. Herbert (Viola da gamba) und Nicoleta Paraschivescu (Cembalo, Schweiz) auftraten. Die drei Künstlerinnen befinden sich auf unterschiedlichen Stationen ihrer beruflichen Laufbahn: einige spielen erst seit einigen Jahren Barockmusik, während andere seit mehreren Jahrzehnten die Musik des 17.-18. Jahrhunderts, deren besondere Charakteristik Ausgeglichenheit und Lebensbejahung ist, vorzüglich aufführen.
Man kann mit einem gewissen Risiko behaupten, dass nur diejenigen die Alte-Musik gut interpretieren können, die an das Gute und Schöne glauben, ohne dabei in die Falle eines körperlosen Idealismus zu entgleiten.
Auch die Klausenburger haben am Mittwoch-Konzert dem unermüdlichen und spielerischen Fluss der Musik gern zugehört. Bezaubernd war Claire Genewein’s Musikalität, ihr nuancenreiches Spiel und nicht zuletzt ihre virtuose Technik. Wahrscheinlich gibt es in Klausenburg keinen E-Musik-Anhänger, der Ilse L.Herbert’s Namen nicht kennen würde: neben ihrer Jahrzehnte langen Lehrtätigkeit ist sie mit vielen Kammermusik Ensembles der Stadt aufgetreten und daher im Musikleben Klausenburgs präsent. In Hermannstadt geboren, Absolventin der Klausenburger Musikakademie, lebt Nicoleta Paraschivescu momentan in der Schweiz. Eine schöne Laufbahn steht ihr bevor. Sowohl als Solistin, als auch als Kammermusikerin hat sie überzeugt.
Ohne zu übertreiben, kann man sagen, dass wir durch das Niveau einer solchen Pflege und Kenntnis der Alten Musik deren Lebensphilosophie kennen gelernt haben. Es hängt bloss an uns:Werden auch wir von nun an durch die Hoffnung und den Glauben an das Gute und Schöne, das uns die Musik schenkt, leben?